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hermannwiesinger7

Lebensschatzkiste 62: Ich bin im Recht!


Liebe Lebensinteressierte, ich komme aus dem Supermarkt und habe meine Einkäufe schnell erledigt. Gott sei Dank, habe ich die Liste abgearbeitet und es bleibt nur ein Artikel, den ich in der Eile nicht gefunden habe. Die Kokosraspel habe ich nicht gefunden. Ja meine Frau mit Ihren Spezialwünschen, denke ich mir. Am Nachmittag wird es schnell finster und beeile mich, die Einkäufe nach Hause zu bringen. Ein fetter Mercedes parkt sich gerade auf dem Behindertenparkplatz direkt vor dem Supermarkt ein. Noch dazu mit Wunschkennzeichen. Eine blonde Frau Mitte dreißig steigt mit dem Handy telefonierend aus dem Auto. Die sieht doch ganz fit aus, denke ich mir. Eigentlich ist es doch eine Frechheit, dass sie sich am Behindertenparkplatz stellt. Soll ich sie darauf ansprechen oder nicht? Mein Herz pocht als sie an mir leicht gestresst vorbei geht. Heute lass ich dieses Fehlverhalten nicht durchgehen. Man(n) ist doch ein mündiger Bürger mit Zivilcourage und spreche die Frau an. „Entschuldigen Sie, dass ist ein Behindertenparkplatz“. „Schön, dass sie Ihn nicht brauchen“, sage ich mit einem leichten Unterton. Meine Brust schwillt an. Ich bin stolz meinen inneren Schweinehund überwunden zu haben und fühle mich kurz als Vertreter der Exekutive.


Die Frau bleibt stehen, dreht sich um, beendet Ihr Telefonat und kommt auf mich zu. Ich sehe ihr ins Gesicht und mir fallen sofort ihre langgezogenen künstlichen Wimpern auf. „Es tut mir leid – aber ich habe nicht viel Zeit“, sagte sie zu mir. „Zeit hat man nicht – sondern nimmt man sich“, sage ich schlagfertig. Sie kommt noch einen Schritt näher und Ihr Blick wirkt traurig. „Wissen Sie, mein Vater hat leider keine Zeit mehr. Er liegt im Sterben und wollte mit seinem kleinen Mädchen noch einen Schluck Rotwein trinken, bevor er in eine neue Welt hinüber geht. Daher meine Eile.“ Ich denke, das kann doch nicht wahr sein und schaue ihr ungläubig ins Gesicht. Mir fehlen die Worte. Ich fühle, wie sich ein Abgrund aus Scham vor meinem Füssen auftut. Als sie in mein verdutztes Gesicht blickt, sagte sie: „Sorry – war nur Spaß“ und lächelt mich gequält an. „Ich hatte keine Lust, soweit zu gehen und nahm mir den erst besten Parkplatz.“ Meine normale Gesichtsfarbe kehrt langsam zurück. „Da haben sie mich aber erschreckt“ und bekam langsam meine Fassung wieder. Als sie sich auf den Weg macht rief sie mir noch nach: „Sorry und schönen Abend noch“. „Ebenfalls“, rief ich zurück und gehe noch leicht benommen kopfschüttelnd zu meinem Auto zurück.


Erleichtert verstaue ich die Einkäufe im Kofferraum und fahre weg. Ich beginne mich im Auto zu ärgern, dass die Frau mich so verwirrt und angelogen hatte. „So eine falsche Schlange“, denke ich mir. Währenddessen hat die Frau vom Parkplatz auch schon wieder in ihrem Auto Platz genommen. In ihrer Hand eine Flasche Rotwein und sie hatte Tränen in den Augen.



TIPP: Einladung zum 3. Männerabend!


Es sind alle Männer willkommen die sich reflektiert über Ihr Leben als Mann austauschen möchten. Wir beginnen mit meditativen Impulsen und tauschen uns im Anschluss aus.

Wann: Dienstag 13.12.2022, 18:00 - 20:00 Uhr Wo: Pfarrheim Guter Hirte, Am Steinbühel 31, 4030 Linz



Eine Bitte zum Schluss:

Wer könnte von deinen Freunden oder Bekannten auch an der monatlichen Schatzkiste interessiert sein? Lade mit dem untenstehenden Link einfach ein.



Herz-liche Grüße


Hermann


www.lebensmentor.com/blog


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